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Passssstdies oder Pastis – ein brisantes Thema

Es ist ja nun nicht so, dass der Missstand, auf den unser Redaktionsmitglied in seinem jüngsten Artikel mit spitzer Feder deutet, nur uns Boulespieler hierzulande etwas  anginge. Im Gegenteil, das Thema präsentiert sich gerade jetzt – wie jedes Jahr um diese Zeit – als heißes Eisen von sowohl sozialer als auch internationaler Brisanz. Denn der Anblick sturzbesoffen pöbelnder Alkis zwischen ernsthaften Wettkämpfern wirft natürlich die Frage auf, ob Turnierspielen in betrunkenem Zustand nicht letztlich eine Krankheit ist. Will sagen: Kann die Gesellschaft es sich wirklich leisten, hier mit Verboten und harschen Maßnahmen für Ausgrenzung Drunken Boulers Crossing bei www.petanque.orgzu sorgen und so die Betroffenen zu zwingen, in den Untergrund abzutauchen? Oder sind Letztere nicht eher auf unsere Hilfe und unser Verständnis, ja sogar auf spezielle Schutzmaßnahmen angewiesen?

Jüngste Entwicklungen und Statisken sollten bei uns allen die Alarmglocken schrillen lassen. Wer kann zum Beispiel sagen, wie vielen Boulisten es auf Europas Straßen schon ergangen ist oder ergehen wird wie alljährlich den Kröten auf ihrer Wanderung? Über die hier existierende Dunkelziffer können wir nur Vermutungen anstellen. Den Kollegen von www.petanque.org erschien sie jedenfalls hoch genug, um den abgebildeten Vorschlag für eine neues paneuropäisches Verkehrsschild in Brüssel einzureichen. Bravo les bonhommes!

Alkoholisierte Boulespieler – Passt dies oder Pastis ?

Um es sofort auf den Punkt zu bringen: Alkohol und Pétanquesport passen nicht zusammen!
Seit Jahren versucht der Deutsche Pétanque Verband die Anerkennung im Deutschen Sportbund zu erhalten, um an großzügige Fördergelder für Nachwuchs und Trainer zu gelangen. Der DPV arbeitet jetzt eng mit der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) und der World Anti Doping Agency (WADA) zusammen, denn dies ist Vorrausetzung, um diese Subventionen zu erhalten. Auf Deutschen Meisterschaften wird Fair Play und der dopingfreie Wettkampf propagiert und auch geschützt. Aber was passiert außerhalb dieser Veranstaltung?

So nicht, meine Herren !
So nicht, meine Herren !

Auf Verbandsebene wird leider wenig bis nichts gegen die Volksdroge Nr. 1 unternommen. Dass Spieler betrunken aus dem Kreis fallen oder noch schlimmere Vorkommnisse sieht man leider immer wieder auf den Bouleplätzen. Erst kürzlich hatte ich solch ein Erlebnis auf einer Landesmeisterschaft in Hessen.
Der offensichtlich stark angetrunkene Gegenspieler verhielt sich bereits nach wenigen Aufnahmen höchst unsportlich, und die Situation drohte zu eskalieren, als er mit körperlicher Gewalt drohte. Sämtliche Fairplay-Aspekte werden von solchen Zeitgenossen über Bord geworfen, deshalb sollten derartige Übergriffe künftig umgehend von den Schiedsrichtern sanktioniert werden. Verbale Entgleisungen alkoholisierter Boulespieler sollten ohne Verwarnung und mit sofortiger Disqualifikation bestraft werden. Dabei darf es für den Schiedsrichter keine Rolle spielen, ob er den Übeltäter persönlich gut kennt, im selben Club spielt oder auf andere Weise mit ihm „verbandelt“ ist. Das ist nötig, damit „Pétanque“ förderungswirksam und endlich sauber wird. Es ist bereits höchste Zeit, dass neben Maßband und Tirette auch ein Promilletester zu den Werkzeugen eines Schiedsrichters gehört. Fairness zeichnet sich durch Achtung und Respekt vor dem sportlichen Gegner sowie der Wahrung seiner physischen und psychischen Unversehrtheit aus. Diese Würde gilt es zu halten, selbst im härtesten Wettkampf.

Hessen zu schwach für Deutschland?

Am 06. Mai findet die hessische Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft in der Formation Doublette statt. Seit Jahren werden bei dieser Ausscheidung die Massen zur Schlachtbank geführt. Nicht selten kämpfen fast hundert Mannschaften um die wenigen Startplätze. Dieses Jahr werden lächerliche neun Tickets für die Reise nach Neuffen im Landkreis Esslingen vergeben, wobei noch zwei Teams nach hervorragenden Leistungen im vergangenen Jahr gesetzt werden. Betrachtet man die Spielzeiten 2010 und 2011 fällt auf, dass gerade einmal 35% der Qualifizierten die Vorrundenspiele überstanden haben. Im Vergleich mit anderen Verbänden, welche ähnliche Mitgliederzahlen aufweisen, wie etwa Bayern, schneidet Hessen deutlich schlechter ab. Der Freistaat bringt immerhin 57% der Mannschaften über die Gruppenphase hinaus. Nur woran liegt das?

Das System hat keine Schuld, denn vielen Landesverbänden gefällt das hessische Modell ausgesprochen gut. Auch der Sportwart bleibt schuldlos, denn die gesetzten Mannschaften haben die Gruppenphase überstanden. Kann es sein, dass es tatsächlich an der spielerischen Klasse fehlt, oder ist die Doppelbelastung mit einem Ligaspieltag am Samstag und der Qualifikationsrunde am Sonntag einfach zu viel? Sollte man bei dieser großen Zahl an Teilnehmern vielleicht regionale Vorausscheidungen ausspielen, wie man das aus Nordrhein-Westfalen kennt? Man könnte so attraktive Turniere wie „Nordhessischer Meister Doublette“ installieren und das Ganze noch garnieren mit Lizenzpflicht und Ranglistenbewertung. Dabei werden die Lizenznehmer der einzelnen Regionen als Quantitätsmerkmal für die Zahl der Qualifikationsplätze herangezogen. Die doppelte Selektion führt mit Sicherheit zu höherem spielerischem Niveau und letztlich zu besseren Quoten.
Ein weiterer Lösungsansatz wäre in der letzte Runde des gebräuchlichen Systems noch einmal nach Ranglistenpunkten zu sortieren und dann die Punktstärksten gegen die Punktschwächsten antreten zu lassen. Nicht selten gab es in der Vergangenheit Monsterduelle, bei denen ein potentieller DM-Achtelfinalist ausgeschieden ist. Natürlich zählt am Ende immer die Wahrheit auf dem Platz, und wer sich unter dem Strich qualifiziert, hat es verdient Hessen bei den Deutschen Meisterschaften zu vertreten. (Michael Lewicki)

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