Ferien auf Saltkrokan

oder eine verbissene Partie Boule, vermutlich im Odenwald, auf einem hessischen Ligaspieltag? Diese Frage gilt es Jahr für Jahr zu beantworten. Mit Ferien (vom lateinischen feriae für Festtage) werden Zeiträume bezeichnet, in denen eine Einrichtung vollständig schließt. In der heutigen Zeit, mit fortlaufender Saison durch Hallenturniere ist die klassische Ferienzeit eine vielleicht antiquierte Denkweise. Manche Boulespieler finden es geradezu perfekt einen ganzjährigen Sport zu betreiben. Dennoch gibt es eine Haupt- und Nebensaison. Von Anfang Mai bis Ende September werden fast alle Titel in der Szene vergeben und selbst während diesen 170 Tagen findet man Zeit für Erholungsurlaub. Zumindest waren dies unsere Erfahrungen der letzten Jahre. Die Zusage von Martin Schmidt, Spieltage nicht mehr in den Schulferien auszutragen, blieb für die anstehende Spielzeit aus. So reagierte der Boule Club aus Biebertal mit einem Antrag für die diesjährige Verbandssitzung. Man möge in Zukunft Ligaspieltage nicht mehr in der Ferienzeit, falls möglich nicht an Pfingsten, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam und an Wochenenden mit Feiertagen austragen. Die Landesherren einer abgekapselten Pétanqueszene würden somit den Breiten- und Freizeitsport, sowie die Jugendförderung verhindern, meint der Vorstandsvorsitzende Rolf Strojec in einer Mitteilung an die Vereine. Er fügte hinzu, dass die „Weiter so Planung“ Anlass zur Sorge um die Zukunftsfähigkeit des Boulesports in Hessen gäbe. Diskussionswürdig ist das Thema allemal. Auch wir vom Frankfurter Pétanque Club haben es diese Saison schwer eine zweite Mannschaft zu melden. Sollte es uns organisatorisch nicht gelingen, würde wohl über Jahre hinweg der FPC mit nur einem Team in Hessen vertreten sein. Die Frage, die sich stellt, ist dies ein Verbands- oder Vereinsproblem? Muss der Verband alle Vereine bauchpinseln, so dass angesichts des übervollen Terminkalenders auch noch Sonderwünsche berücksichtigt werden? Obliegt es nicht den Vereinen selbst in weiser Vorausplanung terminliche Engpässe zu überbrücken? In den letzten Jahren waren die Ligaspieltage an fixe Termine gebunden, meist 14 Tage vor Deutschen Meisterschaften. Für neugierige Menschen, welche ihren Jahresurlaub und Hessenligaspieltage genießen möchten, kann ich die Webseite des DPV empfehlen. Hier sind alle bundesweiten Termine für 2019 bereits online einsehbar. Eine Recherche des Boule Club aus Biebertal hat außerdem ergeben, dass in allen anderen Verbänden kein einziger Spieltag in die Schulferienzeit fällt und dies ausnahmslos, so berichtet Rolf Strojec in einer weiteren Mitteilung. Dieser Fakt würde den Hessischen Pétanque Verband in unschöne Erklärungsnöte bringen, meinte der Präsident aus Biebertal. Er zeigt deutlich die Außenseiterrolle des HPV im deutschlandweiten Vergleich auf. Desweitern fordert Rolf Strojec, künftig die Interessen normaler Arbeitnehmer, Familien, Jugendlicher und einem zukunftsfähigen Breiten- und Freizeitsport zu entsprechen. Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass in Deutschland eine Kinderlosenquote bei Frauen zwischen 30 und 34 Jahren mit 42% zugrundeliegt. Der staatliche Mikrozensus, auf dessen Zahlen wir uns berufen, besitzt repräsentative Ergebnisse, um politischen Entscheidungsträgern statistisch gesicherte Resultate zu liefern. Die Quote der Kinderlosigkeit ist in Hessen im bundesweiten Vergleich identisch, erfreulicherweise ist die Tendenz aber wieder fallend. Diese Zahlen des Bundesamt für Statistik widerlegt den Fakt, dass der „normale Arbeitnehmer“ seinen Erholungsurlaub zwingend in den Schulferien nehmen muss. Sollte sich nichts an der Planung eines wohl abgekapselten Hessischen Pétanque Verbandes ändern, hier schon mal die Termine für das kommende Jahr: 04. Mai, 01. Juni, 06. Juli und 07. September 2019. Vorausgesetzt die dunklen Zukunftsprognosen aus Biebertal bleiben aus und wir haben bis dahin noch Leistungs- und Breitensport in Hessen. Abschließend stellt sich doch die Frage, ist der Schlüssel zum Scheitern nicht der Versuch, es allen recht zu machen?

5 Gedanken zu „Ferien auf Saltkrokan“

  1. Ich verstehe dieses Problem hauptsächlich als Personalproblem. Die gemeldete Mannschaft ist zu klein um einen Mitspieler zu ersetzen der gerne am Ligatag Urlaub macht oder machen muss. Außerdem ist die Liga kein Breitensport sonder auch Leistungssport. Es gibt ausreichend Turniere außerhalb der Ferien die jeder Spielwütige bestreiten kann wenn er will. Will jemand Liga spielen ist der Termin Jahre vorher bekannt und der Urlaub kann bei gutem Willen um diesen einen Termin herumgeplant werden. Dem Verband seinen Ärger unter zu jubeln ist unfair, wenn Ihr nicht in der Lage seid eine ausreichend zu den 4 Terminen spielwilliges Team aufzustellen.
    Thomas

  2. Besser kann man die „Abkapselung“ vom Leben nicht beschreiben. Wenn ein Verband trotz gegenseitiger Absichtserklärung für 2018 eine Liga-Planung mit Spieltag in der Mitte der Sommerferien vorlegt, haben die 6 (nicht einer!) von 10 Lizenzspielern, die mit Partnern,Bekannten und Kindern (die nicht Boule spielen/ auch das soll es geben) ihre Lebensplanung falsch eingestellt. Dann haben alle anderen Landesverbände auch etwas falsch gemacht, als sie seit Jahren durch eine nach Thomas zu „lasche“ Sommer-Einstellung für eine 2-3 Monate dauernde Spielpause in den Ferien gesorgt haben. Hessen hat als einziger Verband die Sippenhaft von Liga-Terminen einen Tag vor den Quali-Terminen und diese jeweils 14 Tage vor den DM’s in der 20./24./29./34./ 37.KW. Die Begründung dafür ist eine „reaktionäres“: „Es war immer so“. Bei Beibehaltung dieses Systems kriegen wir bis 2022 auch noch 5 unnötige Kollisionen mit Brückenfeuertagen (1.Mai(2x), Himmelfahrt,Pfingsten,Fronleichnam. Diese Sippenhaft gehört abgeschafft,dann könnte man u.a. auch früher anfangen, wie alle anderen LV’s. Uns solche Planungen unterzujubeln ist unfair, obwohl sie leicht zu ändern wären…und selbst die Leistungsfetischisten in der Fußball-Bundesliga haben eine eingeplante Sommerpause.

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