Wald der Sagen

Womöglich wird dieser Beitrag eine Ode an den Wald – den Odenwald, genauer gesagt an die Tromm, mit 577m der sechshöchste Berg des Odenwalds, mit 3 von 4 Spieltagen wird Grasellenbach zur Heimat der diesjährigen hessischen Erstligasaison. Die Lokalhistoriker streiten sich über die Namensgebung des Odenwaldes. Der Name könnte von Ode (Mehrzahl: Oden) abgeleitet sein, was so viel wie „Sage“ bedeutet. Das heißt, Odenwald bedeutet der „Wald der Sagen“. Ebenso gibt es die Meinung, der Name leite sich von Odin ab, dagegen spricht allerdings, dass Odin im süddeutschen Raum fast ausschließlich als Wotan verehrt wurde. Auch eine Ableitung von Odem (für Atem), soll auf die Winde hindeuten, die irgendwelchen Göttern als Atem zugeordnet waren. Lässt die Frage offen, wie im allgemeinen Sprachgebrauch zwar Odem zu Atem, Odemwald jedoch zu Odenwald wird. Egal, mir gefiel eine Kombination aus allen Dreien und rief in mir poetische und martialische Fantasien zugleich hervor. Irgendwie schlüssig für eine umkämpfte Saison mit einem womöglich sagenhaften Ausgang.

Jedenfalls meinte der Göttervater Odin es gut mit dem Wetter und schenkte den Boulespielern mit Dauersonnenschein dass schönste Wochenende des Jahres zum Saisonauftakt. Entsprechend fiel auch die Spiellaune der Akteure aus, ein satter Carreau folgte dem Nächsten, eine Biberon nach dem anderen küsste das Cochonnet. Persönlich hatte ich, was die Einschätzung der Spielzeit angeht, eher ein Fragezeichen über der Stirn. Zu groß war der Aderlass unserer Mannschaft aus dem vergangen Jahr. Wir verloren gleich drei Stammspieler an den Boule Club Tromm, ebenso erging es den Wächtersbachern, welche ebenfalls Spieler an den Bundesligisten ziehen lassen mussten. Der Aufsteiger aus Dietzenbach mit namenhaften Neuzugängen, der bekannteste wohl Florian Panitz, mussten sich ebenso orientieren. So hieß es für uns zum Auftakt, mit größter Vorsicht zu agieren,  denn Bonjeur Carreau aus Kassel ist ein ernstzunehmender Konkurrent. Nicht minder, da sie ähnliche Eigenschaften wie der Frankfurter Pétanque Club besitzen. Eingespielt, griffig, zäh, niemals aufgebend und auch ein klein wenig arrogant. Aber deshalb keineswegs unsympathisch. Für uns ein unangenehmer Gegner, welcher uns aber eine klare Tendenz in Richtung Saisonplazierungen geben konnte. Die Triplette-Runde endete noch unentschieden, in den Doubletten konnten sich die Nordhessen durchsetzen und uns 3:2 besiegen.

Somit dürfte es eine enge Saison werden, in der jedes Spiel mit totaler Präsenz und dem letzten Siegeswillen gespielt werden muss, denn womöglich entscheidet am Ende eine einzelne Partie über den Ausgang der Spielzeit. TSV Raunheim – der folgende Gegner, als harte Aufgabe vor Augen, entpuppte sich als Kontrahent, den man im Vorbeigehen schlagen konnte. Als lethargisch und uninspiriert hätte man Raunheim bezeichnen können, aber der Ausfall eines ihrer Younster, Nico Lamm, welcher in den Morgenstunden krankheitsbedingt absagen musste, beeinflusste wohl die gesamte Mannschaft. Anders ist dieses Auftreten nicht zu erklären. Der FPC konnte sämtliche Partien dieser Begegnung für sich entscheiden. Somit schlossen wir am Samstagabend mit einem Ergebnis von 1:1 Siegpunkten und dem 4. Tabellenplatz den ersten Spieltag ab.

Die Qualifikation am Sonntag lief dann aus FPC-Sicht wie ein Querschnitt durch die Gefühlswelt eines Boulespielers. Michael Noack schied mit Partner Axel Malter vom BC Langenselbold bereits im Poule aus. In der Cadrage mussten Gael mit Natascha sowie Sylvia und Victoire die Segel streichen. Marliese und Tom verloren ihre Partie dann leider in der 1. Hauptrunde. Dieter und Michael verabschiedeten sich im Entscheidungsspiel um die DM-Teilnahme, welche Robert und Salih gewannen – Glückwunsch an Euch. Somit ist der Frankfurter Pétanque Club mit den gesetzten Pascal und Friedrich sowie Robert und Salih in Rockenhausen am Start. Einziger Wehrmutstropfen am Sonntag waren die überaus langen Wartezeiten bei diesem Qualifikationsmodus. Das System an sich ist ausgezeichnet, aber der Leerlauf zwischen letztem Poulespiel und der Cadrage war eine Zumutung. Ist es nicht möglich, Partien vorzulosen oder ähnliches? Ich bin inhaltlich nicht tief genug im Thema, um Verbesserungsvorschläge zu machen, aber die Wartezeiten wirken sich schon sehr negativ auf den Spielspaß aus. Nun gut, man weiß auf was man sich einlässt, aber vielleicht kann man nachträglich in die Feinjustierung gehen.

Am Ende gilt unser Dank den ehrenamtlichen Helfern des BC Tromm, die es immer wieder schaffen, dass man sich auf ein Widerkommen freut, und auch dem HPV, der es nicht geschafft hat, einen Schiedsrichter für eine Verbandsveranstaltung zu rekrutieren und es dennoch gesittet zuging. In der Hoffnung auf einen ähnlich schönen Ausflug in den Odenwald werde ich mir für das erste Wochenende im Juni noch eine Opfergabe für Odin überlegen müssen. In Anbetracht der Gebräuche auf derartigen Veranstaltungen halte ich ein Met-Opfer für angemessen.
(ML)