Konstanz an der Spitze, Breite in der Tiefe

Konstanz an der Spitze, Breite in der Tiefe – der Endstand der HPV-Pétanque-Rangliste 2025

Die Rangliste des Pétanque-Jahres 2025 erzählt keine Geschichte dramatischer Umstürze oder spektakulärer Aufholjagden. Sie dokumentiert vielmehr ein Jahr der Stabilität, der verlässlichen Leistungen und der strukturellen Stärke einiger weniger Vereine. Wer an der Spitze steht, stand dort bereits häufig zuvor. Wer sich im oberen Drittel behauptet, tat dies mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit. Und wer sich in den Top 30 findet, gehört unbestritten zur leistungsprägenden Elite der regionalen Szene.

An der Spitze der Rangliste steht erneut Marcel Bomsdorf vom 1. Frankfurter Pétanque Club. Mit 424 Punkten sichert er sich nicht nur Rang eins, sondern auch einen deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz. Dreißig Punkte trennen ihn vom Zweitplatzierten Benjamin Lehmann (394) vom 1. Pétanque Club Viernheim 1984 e.V. – ein Abstand, der in einem über die Saison hinweg kumulierten Punktesystem nicht als zufällig gelten kann. Bomsdorfs Platzierung ist Ausdruck einer konstant hohen Präsenz bei Turnieren und einer Verlässlichkeit, die im Pétanque, einem Sport der feinen Unterschiede, von besonderem Gewicht ist.

Lehmann wiederum bestätigt mit Rang zwei seine Rolle als einer der konstantesten Akteure der vergangenen Jahre. Ihm folgt Jörn Krause vom Boule Club Tromm 1997 e.V. mit 389 Punkten auf Platz drei, dicht gefolgt von seinem Vereinskollegen Andreas Dosch (386). Dass gleich zwei Spieler des Trommer Clubs in den Top vier auftauchen, verweist auf eine vereinsinterne Leistungsdichte, die im weiteren Verlauf der Rangliste noch mehrfach sichtbar wird.

Überhaupt ist diese Rangliste weniger eine Abfolge individueller Erfolgsgeschichten als vielmehr ein Spiegel vereinsstruktureller Stärke. Besonders augenfällig ist dies beim 1. Pétanque Club Viernheim 1984 e.V., der mit insgesamt neun Spielerinnen und Spielern in den Top 30 vertreten ist. Neben Lehmann auf Rang zwei finden sich Sascha Löh (7), Manuel Kern (11), Clément Melnikoff (15), Steven Hoffmann (17), Marcus Faltermann (18), Jessica Schuldt (24) und Ronny Wiedemann (25) unter den besten Dreißig. Diese Breite ist kein Zufall, sondern Ergebnis kontinuierlicher Kaderarbeit, regelmäßiger Turnierteilnahmen und einer Vereinsstruktur, die Leistungsentwicklung systematisch fördert.

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Rolle des Frankfurter Pétanque Clubs von 1980 e.V., der zwar nicht die zahlenmäßig größte, wohl aber die prägendste Präsenz in der Rangliste aufweist. Mit Marcel Bomsdorf stellt der Verein nicht nur den Spitzenreiter, sondern den spielerischen Maßstab der Saison. Dass sich darüber hinaus mit Pascal Sittmann, dem Deutschen Meister, auf Rang fünf ein weiterer Frankfurter im unmittelbaren Spitzenfeld behauptet, unterstreicht die Leistungsfähigkeit des Vereins auch jenseits seiner herausragenden Einzelspitze. Ergänzt wird dieses Bild durch Friedrich Sittmann (27), Anna Neubauer (28) und Marcel Jazenkó (30), die das untere Drittel der Top 30 absichern und damit eine bemerkenswerte Spannbreite abbilden. Der 1. FPC vereint somit individuelle Exzellenz mit nachhaltiger Vereinsarbeit – eine Kombination, die weniger auf kurzfristige Erfolge als auf strukturelle Kontinuität zielt und den Verein auch künftig als festen Bezugspunkt der Rangliste erscheinen lässt. Frankfurt stellt damit zwar weniger Spieler als Viernheim, dafür jedoch den dominierenden Akteur der Saison. La Boule Joyeuse Wiesbaden e.V. wiederum zeigt mit fünf Platzierungen – darunter Ben David Weiland (10), Lisa Bischoff (13) und Christian Birk (14) – eine bemerkenswerte Ausgeglichenheit im oberen und mittleren Tabellenbereich.

Auffällig ist die relative Enge der Punktabstände im oberen Drittel. Zwischen Rang drei und Rang zehn liegen lediglich 133 Punkte, verteilt auf acht Spielerinnen und Spieler aus sieben verschiedenen Vereinen. Dies deutet auf eine hohe Leistungsdichte hin, in der einzelne Turnierergebnisse rasch über mehrere Plätze entscheiden können. Gleichzeitig flacht die Kurve im Mittelfeld deutlich ab. Die Plätze elf bis zwanzig bewegen sich in einem Korridor zwischen 250 und 183 Punkten – solide Ergebnisse, die jedoch nicht ausreichen, um dauerhaft an die Spitze vorzudringen.

Bemerkenswert ist auch die Geschlechterverteilung. Zwar bleibt Pétanque auf diesem Leistungsniveau weiterhin männlich dominiert, doch mit Natascha Sieling (9), Sylvia Rugar (12), Lisa Bischoff (13), Jessica Schuldt (24), Marie Baudis (26) und Anna Neubauer (28) finden sich mehrere Spielerinnen unter den Top 30. Ihre Platzierungen sind dabei keineswegs randständig, sondern teilweise fest im oberen Drittel verankert. Dies verweist auf eine langsame, aber erkennbare Öffnung der Leistungsspitze, die sich künftig weiter fortsetzen dürfte.

Das untere Drittel der Rangliste schließlich dokumentiert den Übergang zwischen etablierter Spitze und ambitioniertem Verfolgerfeld. Spieler wie Norbert Bär (21), Florian Besinger (22) oder David Hauck (23) bewegen sich in einem Bereich, in dem einzelne starke Turniere ausreichen könnten, um im kommenden Jahr deutlich aufzurücken. Die Abstände sind hier gering, die Perspektiven offen.

So präsentiert sich der Endstand 2025 als Momentaufnahme einer Szene, die von Kontinuität geprägt ist. Die führenden Vereine dominieren nicht nur die Spitze, sondern auch die Breite. Überraschungen bleiben aus, doch gerade darin liegt eine Aussagekraft: Leistungsstärke im Pétanque entsteht nicht kurzfristig, sondern über Jahre hinweg – durch Spielpraxis, Turnierpräsenz und vereinsgetragene Entwicklung. Die Rangliste bestätigt dies eindrucksvoll.

Umso bemerkenswerter ist, was diese Rangliste nicht leistet – und wofür der Verband Verantwortung trägt. Bis heute existiert weder eine Ewige Rangliste für Spieler noch eine entsprechende historische Übersicht für Vereine. Damit verzichtet der in Hessen organisierte Pétanque-Sport auf ein zentrales Instrument sportlicher Einordnung. Leistungen bleiben jahresgebunden, Erfolge werden nicht historisiert, Karrieren nicht vergleichbar. Wer über ein Jahrzehnt hinweg konstant in den oberen Regionen spielt, wird statistisch nicht anders behandelt als jemand mit einer einzigen starken Saison. Für Spieler bedeutet das eine mangelnde Anerkennung nachhaltiger Leistung, für Vereine den Verlust eines wichtigen Identifikations- und Legitimationselements. Eine Ewige Rangliste würde nicht nur Transparenz schaffen, sondern auch Narrative ermöglichen: über Dominanz, über Aufstiege, über langfristige Vereinsarbeit. Dass ein technisch versierter, datenbasierter Sportverband im Jahr 2025 auf ein solches Mittel verzichtet, wirkt weniger wie bewusste Zurückhaltung als wie ein Versäumnis. Gerade in einer Sportart, die von Kontinuität lebt, bleibt diese Leerstelle erklärungsbedürftig.