Ein Wochenende im Zeichen des Pétanque: Hessische Doublette-Meisterschaft im Odenwald

Von hitzigen Spielen, großen Namen und einem Eklat mit Folgen

Der Hessische Pétanque Verband (HPV) hatte eingeladen – und die deutsche Bouleszene folgte dem Ruf. Inmitten der idyllischen Kulisse des Odenwaldes verwandelte sich das Gelände des Boule Club Tromm am vergangenen Wochenende in einen sportlichen Schmelztiegel aus Taktik, Präzision und Leidenschaft. Auf dem Programm standen nicht nur die Hessischen Landesmeisterschaften in der Disziplin Doublette, sondern auch die begehrten Qualifikationen zur Deutschen Meisterschaft in derselben Formation. Zwei Tage, die sportlich wie atmosphärisch kaum kontrastreicher hätten sein können – und die für so manchen Spieler in Erinnerung bleiben dürften.

Ein stark besetztes Teilnehmerfeld

Die offene Hessische Meisterschaft am Samstag ließ von Beginn an aufhorchen. Das Teilnehmerfeld war hochklassig besetzt – nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ. Auch zahlreiche Lizenzspieler aus anderen Landesverbänden nutzten die Gelegenheit, sich mit der hessischen Elite zu messen. Diese Offenheit mag sportlich ambitionierten Hessen mitunter missfallen, ist jedoch auch Ausdruck der Attraktivität und Professionalität, mit der sich das Turnier mittlerweile bundesweit einen Namen gemacht hat.

Ein Verein, der in diesem Kontext erneut positiv auffiel, war der Frankfurter Pétanque Club (FPC). Nach starken Auftritten in der Liga wusste man nun auch bei den Landesmeisterschaften zu überzeugen. Besonders hervorzuheben: Marcel Jazenko, der gemeinsam mit seinem Partner Quoc „Carlo“ Tran von den Bürgstadter Kies-Boulern einen hervorragenden dritten Platz erreichte. Für Jazenko ein persönlicher Meilenstein, für Carlo Tran ein weiterer Erfolg in einer ohnehin beeindruckenden Karriere.

Carlo Tran von den Bürgstadter Kies-Bouler & Marcel Jazenko vom Frankfurter Pétanque Club

Rückblick: Carlo Tran – eine Boule-Karriere mit Substanz

Dass Carlo Tran über Erfahrung verfügt, steht außer Frage. Bereits 1997 konnte er als Jugendlicher im Trikot des Bayerischen Verbandes den Deutschen Meistertitel in der Altersklasse Cadets in Sattelbach erringen – ein Titel, der nicht nur sportlich, sondern auch emotional prägend war. Seitdem ist er ein fester Bestandteil der süddeutschen Pétanque-Szene geblieben, bekannt für seine Ruhe, technische Versiertheit und taktische Weitsicht. Der dritte Platz bei den diesjährigen Landesmeisterschaften war daher nicht sein erster großer Erfolg – aber angesichts der Leistungsdichte sicherlich ein besonderer.

Halbfinale gegen Top-Favoriten aus Viernheim

Benny Lehmann im Abwurfkreis und Steven Hoffmann gewohnt lässig beobachtend…

Das Halbfinale gegen das Duo Benny Lehmann und Steven Hoffmann vom PC Viernheim war gleichzeitig Höhepunkt und Endstation für Jazenko/Tran. Die beiden Bundesligaspieler aus Südhessen gelten als eingespieltes, nervenstarkes Team – und stehen beide bereits als Deutsche Meister im Seniorenbereich in den Annalen des DPV.

Das Spiel war lange Zeit offen und von hoher taktischer Qualität geprägt. Während Jazenko durch präzise Legeleistungen überzeugte, setzte Tran immer wieder offensive Nadelstiche mit technisch anspruchsvollen Schüssen. Dennoch reichte es am Ende nicht ganz: Mit 6:13 musste man sich den Favoriten geschlagen geben. Ob es letztlich die größere Turniererfahrung der Viernheimer oder deren homogener Spielfluss über den gesamten Turniertag war – darüber lässt sich streiten. Fakt ist: Der dritte Platz ist ein Aushängeschild für den Frankfurter Pétanque Club – und ein Zeichen für die sportliche Weiterentwicklung der beiden Spieler.

Pétanque: Sittmann-Duo erlebt Höhen und Tiefen bei Hessischer Landesmeisterschaft

Bei der Hessischen Landesmeisterschaft im Pétanque erlebten Pascal und Friedrich Sittmann aus Bockenheim ein Turnier der Extreme. In der ersten Runde mussten sie sich einer hessisch-bayerischen Doublette-Kombination aus Schulz und Bockelmann überraschend deutlich mit 7:13 geschlagen geben – ein früher Rückschlag, der für spürbare Enttäuschung im Lager der Frankfurter sorgte.

Im Finale: Pascal und Friedrich Sittmann gegen Nicole Steinbarth mit Florian Besinger

Doch die Niederlage entfachte neuen Ehrgeiz: Im weiteren Verlauf des Tages kämpften sich die Sittmanns durch das C-Turnier und konnten dieses schließlich mit einer starken Leistung für sich entscheiden. Damit verwandelte sich der unglückliche Start doch noch in einen versöhnlichen Abschluss.

Raucherpause im Viertelfinale: Ein Regelverstoß und seine Folgen bei der Landesmeisterschaft im Pétanque

Die Landesmeisterschaft im Pétanque versprach an diesem Wochenende sportliche Highlights, doch eine Partie sorgte für unerwartete Aufregung: Im Viertelfinale trafen Stefan Schulz (PC Petterweil) und Viktor Bockelmann (BC Mechenhard) – die sich in der ersten Runde souverän gegen Pascal & Friedrich durchgesetzt hatten – auf Norbert Bär vom Ausrichterverein BC Tromm und Marcel Bomsdorf vom Frankfurter Pétanque Club.

Was zunächst als spannendes Duell begann, endete abrupt: Ein Regelverstoß führte zum vorzeitigen Abbruch der Partie. Die genaue Ursache ist bislang nicht offiziell bestätigt, doch der Vorfall entfachte hitzige Diskussionen.

Was war passiert? Trotz eines klaren und unmissverständlichen Rauchverbots sowie der akut bestehenden Waldbrandgefahr war das Rauchen während laufender Partien untersagt; es durfte ausschließlich in den Spielpausen und nur auf ausgewiesenen Flächen geraucht werden. Dennoch hielten sich nicht alle Beteiligten an diese Regelung. Nach einem deutlichen Hinweis des Schiedsrichters und der Verhängung einer gelben Karte eskalierte die Situation. Es folgten weitere Diskussionen, und am Ende weigerten sich Bär und Bomsdorf, die Partie fortzusetzen.

Ob der Verstoß bewusst dazu dienen sollte, den Spielrhythmus der Gegner zu stören – die sich in einer entscheidenden Aufnahme befanden und kurz davor standen, das Spiel auszugleichen oder sogar in Führung zu gehen – oder ob körperliche Nikotinabhängigkeit ausschlaggebend war, bleibt offen. Sicher ist: Die Szene warf ein Schlaglicht auf ein Problem, das im Pétanque-Sport oft unter dem Radar bleibt.

Denn während Präzision, Konzentration und Fairness zum Kern des Spiels gehören, zeigt dieser Vorfall, wie fragil sportliche Integrität sein kann, wenn persönliche Bedürfnisse oder taktische Spielchen über das Regelwerk gestellt werden. Der bewusste Regelverstoß und das anschließende „Abschenken“ der Partie haben am Ende nicht nur dem Gegner, sondern vor allem den Zuschauern eine möglicherweise hochklassige und spannende Begegnung genommen.

Ein bitterer Beigeschmack bleibt – und vielleicht auch die Frage, ob die Schiedsgerichtsbarkeit im Pétanque bei solchen Vorfällen zukünftig noch klarer durchgreifen sollte. Denn Regeln sind nicht nur Formalien – sie sind das Fundament eines fairen sportlichen Miteinanders.

Fassungslosigkeit und interne Diskussion nach dem Spielabbruch im Viertelfinale

Finale der Landesmeisterschaft Pétanque Doublette: Aaron Sommer und Nicolas Mari holen den Titel

Die Landesmeisterschaft im Pétanque Doublette hat ihren verdienten Abschluss gefunden: Aaron Sommer und Nicolas Mari vom BC Mechenhard sichern sich den Titel und dürfen sich ab sofort ein Jahr lang Hessische Meister nennen. Herzlichen Glückwunsch nach Bayern!

Das Finale blieb spielerisch hinter den Erwartungen zurück – beide Mannschaften konnten nicht an ihre gewohnte Leistung anknüpfen. Doch wie so oft sind gerade die Endspiele weniger sportliche Glanzlichter, sondern vielmehr mentale Kraftproben. Wer mit dem größeren Durchhaltevermögen, der besseren Nervenstärke und der höheren Frustrationstoleranz auftritt, geht am Ende als Sieger vom Platz.

So war es auch diesmal. In einer Partie auf solidem Niveau behielten Aaron und Nicolas die Ruhe und entschieden das Finale letztlich verdient für sich.

Wir gratulieren herzlich zum Titelgewinn!